Möhl-Areal ist wichtiger Impuls für neues Gesamtquartier

Sehr geehrter Herr Fuchs,
Liebe Dellbrücker,

hier sprechen vier Dellbrücker Eigentümer größerer Gewerbeflächen in der unmittelbaren Nachbarschaft von Möhl, die bereits seit geraumer Zeit in Kontakt mit Herrn Möhl, der Verwaltung und mit politischen Vetreter.innen der Bezirksvertretung/des Stadtrats stehen.

Zunächst wollen wir in diesem Portal unsere Erkenntlichkeit zu Ausdruck bringen, dass mit dem B-Plan Möhl eine für Dellbrück wichtige Entwicklung angestoßen wird. Herr Bürgermeister Fuchs, Verwaltung und Politik haben unseren Wunsch aufgegriffen, anlässlich der Veränderungen auf dem Möhl-Gelände, auch das gesamte Gewerbeareal von Möhlstraße bis hin zur Eschenbruchstraße in den Blick zu nehmen. Der Stadtentwicklungsausschuss hat beschlossen, im Zuge der Planung Möhl einen zweistufigen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen und den Flächennutzungsplan in diesem Bereich in ein Mischgebiet umzuwidmen. Damit ist ein erster Schritt getan, ein lebenswertes Quartier zum Wohnen, zum Arbeiten und auch für die bereits vorhandenen kulturellen Nutzungen für alle Bürger.innen in Dellbrück zu schaffen. Wir würden es herzlich begrüßen, wenn weitere Eigentümer sich anschließen und mit uns in den gemeinsamen Dialog treten. Da hier keine Namen genannt werden dürfen, kann ein Kontakt über das Planungsamt hergestellt werden (bitte nur Eigentümer und/oder Nutzer auf dem betreffenden Areal). Im Folgenden möchten wir unsere Vorstellungen an das Vorhaben Möhl und für das Gesamtareal in den Dialogprozess der Stadt einbringen.

Im Hinblick auf die Planungen auf dem Gelände Möhl (Konkretisierungswettbewerb, 2. Teil des Qualifizierungsverfahrens) wünschen wir uns die Realisierung einer ersten Stufe für ein insgesamt urbanes, für alle Bürger.innen erlebbares Quartier. Angesichts der unmittelbaren Nähe zur Dellbrücker Hauptstraße und dem S-Bahnhof macht es Sinn, hier (weiterhin) die zentralen Nutzungen des künftigen Quartiers zu verorten: einen Vollsortimenter, eine größere KiTa, die Zirkusfabrik, ein Nachbarschaftszentrum. Wir begrüßen, dass sowohl der Supermarkt als auch das Kulturzentrum nicht als flächenzehrende, funktionale „Kisten“, sondern als mischgenutzte Gebäude mit Wohnungen und/oder Büro’s in den Obergeschossen geplant werden. Ebenso befürworten wir, den Bereich quasi autofrei zu gestalten, die gute verkehrliche Lage sowie die Änderungen im Mobilitätsverhalten zu nutzen und die (soweit noch erforderlichen) Stellplätze in Tiefgaragen und einer (hoffentlich architektonisch gut eingebundenen) Quartiersgarage unterzubringen. Das bedeutet auch, notwendige Kunden-Stellplätze entweder auf dem Supermarkt oder in den Tiefgeschossen zu platzieren. Damit wird Raum für die Menschen geschaffen, die sich im Quartier aufhalten, Raum für (nutzbare!) Grün- und Aufenthaltsflächen, Raum für Treffpunkte und Cafe’s, die das Viertel beleben – in Anknüpfung und Ergänzung zu dem lebhaften Treiben auf der Dellbrücker Hauptstraße.

Das Möhl-Gelände grenzt im Norden unmittelbar an die S-Bahn-Station. Angesichts des sich verändernden Mobilitätsverhaltens würde sich auf dem heutigen Parkplatz eine mehrgeschossige, intermodale Mobil-Station anbieten (Fahrradgarage, Rad- und Car-Sharing, E-Rad- und Roller-Parkplätze, Lademöglichkeiten, evtl. Fahrradreparatur). Ziel sollte sein, den (v.a. überörtlichen) individuellen Pkw-Verkehr zu verlagern und zu vermeiden – somit ein autoarmes Quartier.

Im Hinblick auf die konzeptionelle Perspektive im Rahmen des Ideenwettbewerbs (1. Teil des Qualifizierungsverfahrens - Gesamtareal) erhoffen wir uns ein schlüssiges Konzept und eine Klärung, wie die künftige Weiterentwicklung der nachbarlichen Gewerbeflächen in ein Mischgebiet mit der ersten Realisierungsstufe Möhl so städtebaulich integriert werden kann, dass das Gesamtareal später auch als ein einheitliches Quartier wahrgenommen wird. Das vorliegende Plankonzept für den B-Plan Möhl weist in allererster Linie (kaum nutzbare) Abstandsflächen und lärmabschirmende Nutzungen zu den Nachbarbereichen auf. Das ist ein eher trennendes als ein verbindendes Konzept. Die geplanten Fußwegeverbindungen können das nicht kompensieren.

Wünschenswert wäre hingegen eine Öffnung und ein „architektonisches Signal“: hier wird das Quartier (in Zukunft) weiter wachsen!

Aus unserer Sicht könnten z.B. ein zentraler städtischer Platz und eine verbindende, urban gestaltete Wege-Achse eine Öffnung und Verknüpfung zwischen den Teilquartieren herstellen. Der Quartiersplatz wäre ein autofreier Stadtraum mit Cafe’s, Außenterrassen, kleinen Läden, mit Hauptzugang zum Supermarkt und ggfs. auch zum Kultur- bzw. Nachbarschaftszentrum. Er lädt dazu ein, den Einkauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen, um anschließend noch zu klönen, sich zu treffen. Pendler vom S-Bahnhof nutzen die Gelegenheit, auf dem Weg nach Hause noch einen Einkauf zu machen oder treffen sich zum Feierabend-Snack. Die Wege-Achse wäre das verbindende Element, das alle Teilbereiche des künftig wachsenden Gesamtquartiers als Rückgrat miteinander verknüpft. Als urban gehaltener und zugleich mit schattenspendenden Bäumen und angrenzenden Grünflächen gestalteter Straßenraum, begegnen sich hier die Anwohner.innen, treffen sich die im Quartier arbeitenden und Kultur schaffenden Menschen, genießen die Senioren den Kontakt und die Kinder spielen in dem von Pkw’s weitgehend freigehaltenen Raum. Diese Straßenachse ist im Übrigen - als Verlängerung der Ernastraße - bereits angelegt und könnte evtl. einige historische Wohngebäude in der zweiten Reihe integrieren.

Wir gehen davon aus, dass etwa 30 Prozent Gewerbeflächen verbleiben und die vorhandenen Arbeitsplätze gehalten bzw. innerhalb des Gebiets verlagert und bei Bedarf sogar ausgebaut werden können. Im Gebiet sind v.a. kleine, mittelständige Handwerksbetriebe/Dienstleister mit Bezug auf Dellbrück ansässig. Darüber hinaus gibt es einige Künstler-Ateliers und Proberäume für Musiker. Da wir eine sukzessive Entwicklung anstreben, können diese auch noch lange Zeit verbleiben und es kann bei Erhalt der Arbeitsplätze eine schrittweise Umsiedlung in die neu zu schaffenden Gewerbeflächen erfolgen.
Schwerpunkt für die langfristige Verlagerung der gewerblichen Nutzung könnte entlang der S-Bahn sein, die somit auch als Lärmschutz dient; alternativ auch gewerbliche Nutzung an anderen Stellen in der gesamten Fläche. Wichtig ist eine ansprechende Adress-Bildung, sodass die gewerbliche Nutzung nicht als Restfläche, sondern als integrierter Teil des Quartiers gesehen und von außen wahrnehmbar wird. Ergänzend sind Show-Rooms und/oder offen gestaltete Ateliers als Ausstellungsräume für Handwerker, Künstler etc. denkbar sowie Share-Working-Spaces, die zusätzlich das Quartier beleben. Für den Gewerbebereich stellen wir uns eine zeitgemäße, verdichtete Gestaltung mit - ggfs. modular einteilbaren – mehrgeschossigen Gewerbelofts vor (unten Hallen, in den oberen Geschossen oder vorgebaut Büros/Ateliers); evtl weitere Büro-Nutzungen können mit Wohnen in den Obergeschossen kombiniert werden.

Geplant ist ein Mischquartier – was die Nutzungen anbetrifft aber auch die soziale Mischung, mit einem Anteil von mindestens 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungen (Kooperatives Baulandmodell). Vom Ideenwettbewerb erwarten wir nicht nur ein schlüssiges, kreatives Konzept, sondern auch eine Berücksichtigung der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit. Grundsätzlich sind von unserer Seite verdichtete Bauweisen mit mindestens fünf Geschossen plus Staffelgeschoss denkbar. Die Verdichtung soll u.a. auch Platz für gut nutzbare öffentliche Flächen schaffen. In einem Quartier mit urbanem Charakter sollten allerdings auch öffentliche Plätze und Straßenraum, der vorrangig als Aufenthaltsraum für die Bewohner.innen gedacht ist, als Grün- bzw. Aufenthaltsfläche angerechnet werden.

Zugleich kann und soll aus unserer Sicht ein klima- und umweltgerechtes Quartier entstehen, wenn der technologische Aufwand für Wohn- und Gewerbebauten ökonomisch darstellbar ist. Eine verdichtete Bauweise, die (bauliche) Stapelung von Nutzungen, die Integration der Infrastruktur (Tiefgaragen, Car-Sharing, ebenerdige Quartiersgaragen für Räder) in die Baukörper der Wohn- und Bürogebäude schafft Raum für öffentliche und für die Bewohner auch nutzbare Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität. Grün- und Freizeitflächen können zugleich als multifunktionale Versickerungsflächen für Hochwasserereignisse angelegt werden. Auch Dächer könnten, sofern nicht als Dachterrassen genutzt, begrünt und/oder mit Solaranlagen ausgestattet werden und sollten in der Grünflächenausstattung angerechnet werden.

Wir freuen uns über die weiteren Planungsschritte in einem guten nachbarschaftlichen Dialog