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Friedhof als "Ort des Lebens"

Bestandsaufnahme:
Grundsätzlich bin ich begeistert von der Dialogmöglichkeit und der Einbeziehung der Bürger in die weitere Nutzung der Kölner Friedhöfe. Ich selbst wohne in der Nähe des Nordfriedhofs und bin durch eine Kollegin auf diese Initiative aufmerksam gemacht geworden.
Ich bin regelmäßige Friedhofsbesucherin – bislang auf dem Westfriedhof, Melaten und auf dem Nordfriedhof unterwegs - sowohl als Fußgängerin als auch als Radfahrerin. Meine Erfahrung: Die Friedhöfe sind ein Erholungsraum, ein Raum um „Natur pur“ zu erleben und somit Oasen der Ruhe und des Friedens inmitten der Großstadt. Ich kann vieles besser bearbeiten und verarbeiten, wenn ich in Bewegung bin (und ich denke, da bin ich nicht alleine), da sind Friedhöfe geeignete Orte, da sie Rückzugsmöglichkeit vom großstädtischen Trubel bieten.
Ich freue mich immer, wenn ich auf den Friedhöfen anderen Menschen begegne, seien diese SpaziergängerInnen, JoggerInnen, Kinderwagen spazierenfahrende (Groß)eltern, oder auch "normale" Friedhofsbesucher. Oft kommt es zu einem kurzen Gruß, manchmal auch zu etwas längerem Kontakt.
Dass ich mit dem Fahrrad nicht durch den Friedhof rase, versteht sich dabei von selbst - wenn ich sportlich unterwegs sein will, geht das besser an anderen Orten. Wenn alle ein bisschen gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme ausüben, stört das keinen, im Gegenteil kann eine höhere "Belebung" des Friedhofs durchaus ein Gewinn für alle Besucher sein und - was ich nicht unwesentlich finde - wenn mehr Menschen unterwegs sind, ist auch mehr Sicherheit geboten.
Toll finde ich die Pflanzen- und die Tierwelt auf dem Friedhof und hatte schon etliche schöne Begegnungen "tierischer Art". Ich glaube nicht, dass auch bei Ausweitung der Nutzung so viele Menschen auf die Friedhöfe kommen, dass sie die Tiere vertreiben – es geht ja nicht darum, den Friedhof zur Verfügung zu stellen für lärmenden Aktivitäten, sondern dass Räume eröffnet / erweitert werden für Menschen, die (aus verschiedenen Gründen) Natur und Ruhe suchen.
Wünsche / Anregungen:
- Ausdauersportarten (Joggen, Walken, Radfahren,…), in Ruhe durchgeführt, oder andere ruhige Aktivitäten wie z.B. Yoga, finde ich auf dem Friedhof absolut nicht störend. Ich könnte mir dazu auch vorstellen, dass man nach und nach die Räume „verdichtet“, so dass im Laufe der Zeit ein Gräberbezirk und ein „Besucherbezirk“ entsteht. Beide Bezirke könnten Bankgruppen beherbergen, aber auch einzelne Bänke; das hilft um zur Ruhe zu kommen.
- Können die Pflanzen teilweise auch beschriftet werden, so dass man beim Spazierengehen aufmerksam gemacht wird und etwas dazu lernt? Auch diese positive Ablenkung kann helfen Trauer usw. zu bearbeiten.
- Schön fände ich auch Erklärungen zu den verschiedenen Bestattungsarten. Vielleicht gibt es ja schon Prospekte, nur habe ich sie noch nicht wahrgenommen? Führungen dazu bzw. generell Informationsveranstaltungen zur Bestattungskultur und ggf. zum Wandel der Bestattungskultur im Laufe der Zeit wären sicher auch interessant.
- Ich fände es schön, wenn im Sommer (Juni – August) die Friedhöfe bis 22.00 Uhr geöffnet hätten – das würde natürlich den Einsatz von mehr Personal verlangen; man sollte sich auch in den Abendstunden sicher fühlen können.
- Es könnten Führungen zu verschiedenen Naturthemen angeboten werden – Vogelstimmen erkennen, Insekten, Pflanzen, Naturschutz, Naturprojekte auf dem Friedhof,…; für Kindergärten, Schulen, aber auch für „Otto Normalverbraucher“. Oder es könnte ein Sinnesparcours angelegt werden – z.B. barfuß über verschiedene Oberflächen gehen, ggf. mit geschlossenen Augen – es könnte ein Pflanzen- oder Steinlabyrinth angelegt werden,…
- Sehr schön könnte ich mir auch einen „Lebensparcours“ / „Sinnparcours“, also einen Bereich vorstellen, an dem Stellung bezogen wird zu Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Leben und Tod,… durch sinnhafte Texte auf Stelen, Schauwänden,… das können tiefe menschliche Gedanken sein, das können Gebete sein - aus verschiedenen Religionen - das können Symbole, Zeichnungen, Fotografien sein… Ich denke, dass das den Besuchern des Friedhofs eine Hilfe sein könnte, die ihre Lieben am Grab besuchen, aber auch für alle anderen ein Anziehungspunkt und Anknüpfungspunkt zur Auseinandersetzung mit den wesentlichen Dingen des Lebens darstellt. Dieser Parcours muss nicht unbedingt in der Nähe der Trauerhalle seinen Platz finden, es gibt sicher viele andere freie Flächen, die sich dafür eignen.
- Mir kommen auch Ausstellungsprojekte in den Sinn – wenn man die Bürger (Kitas, Schulen, Nachbarn der Friedhöfe) mit einbeziehen will, könnte man Mal-, Bastel-, Gedicht-, Fotoausstellungen anregen z.B. zum Thema „Sterben und Tod“, „Was ist mir wichtig im Leben“, „mein Lieblingsplatz auf dem Friedhof“,…
- Schön fände ich auch ein Café in der Nähe des Friedhofeingangs, mit Außenbereich, das würde einen „normaleren“ Umgang mit dem (neu gestalteten und erweiterten) Friedhof erleichtern.