Bitte kein Sport-Spiel und Spaß auf dem Friedhof!!!
Grabstätten, dekoriert sowohl mit Blumengestecken , als auch mit Kaffeebechern und Bierflaschen – Totengräber und spielende Kinder mit Schaufeln – weinende Trauernde –feiernde Jugendliche - bellende Hunde - schwitzende Sportler – Priester im Liturgischen Gewand und Beerdigungszüge zum letzten Geleit eines Verstorbenen, konzentriert darauf, den rasenden Fahrrädern auszuweichen, begleitet vom - in der Luft liegenden – Hundekot- und Grillwürstchengeruch, unter den Blicken fröhlicher, nackter Menschen, die sich auf, mit Gras überwachsenen, menschlichen Gebeinen eines ehemaligen Gräberfeldes sonnen und inmitten dieses Treibens erscheint noch ein ..Astronaut ? Nein, es ist ein verzweifelter Imker, der versucht, seinen Bienenschwarm wieder einzufangen.
Wo befinden wir uns? In einem Park, wohl kaum – denn da dürfte ja keine Bestattung statt finden. Scheinbar handelt es sich um einen ehemaligen Friedhof, dessen Spiritualität aufgegeben wurde, ebenso wie der Respekt vor den Verstorbenen.
Übertrieben geschildertes Szenario oder Utopie? Leider nein! Ähnlich erlebt man es schon jetzt – trotz vorhandener Friedhofssatzung! Einige Bürger und Stadtpolitiker kämpfen nur noch für die offizielle Genehmigung, Sportlern das Trampeln, Kindern das Spielen und Hunden das Pinkeln „auf“ den Gräbern der Verstorbenen zu gestatten. Auf regelmäßige Einsätze von Krankenwagen nebst Martinshorn muss man künftig ebenso gefasst sein.
Jedoch will hier niemand mehr begraben sein und auch selten anzusehene Vögelchen möchten hier perspektivisch nicht mehr leben.
Bitte kommen Sie rechtzeitig wieder zur Besinnung und lassen Sie Friedhöfe, Fried(LICH)höfe bleiben, besser noch: machen Sie wieder friedliche und mystische Orte daraus – eine Rückzugsmöglichkeit in der Stille, von der jeder Bürger einer überfüllten Stadt profitiert.
Nachdenken könnte man allenfalls über die Etablierung einer Begegnungsstätte (TrauerCafé, Seelsorge, Selbsthilfegruppen -wie auch immer-) , die Menschen behilflich sein kann, wieder Lebensmut/ -freude zu entwickeln – im Unterschied zu „Sport, Spiel und Spaß“
Die schließen sich für Friedhof-Konzepte nämlich in Gänze aus – egal wieviel Geld man damit in die Stadtkassen spülen kann. Auch die Befürworter dieser fraglichen „life style Bewegungen sollten Rücksicht üben und akzeptieren, dass Momente und auch Orte existieren, an denen mal nicht „party oder fun angesagt ist“ . Eines haben sie nämlich mit den Gegnern ihrer pietätlosen Visionen gemeinsam: jeder wird früher oder später mit Trauer und Tod konfrontiert sein.
Kommentare
am 13. Jun. 2019
um 16:50 Uhr
Überzeichnen hilft niemandem...
Liebe Frieda, Du scheinst schreckliche Erfahrung gemacht zu haben, Du scheinst voller Trauer die anscheinend keinen Platz findet. Das tut mir von Herzen leid. Ich wünsche Dir, dass Du eines Tages wieder positiv denken und an den schönen Seiten des Lebens teilnimmst, vielleicht hast Du dann auch keine so große Angst vor Veränderungen, denn die muss nicht schlecht, sondern kann auch sehr gut sein.
am 13. Jun. 2019
um 18:52 Uhr
nur wenig überzeichnet
Melly1976, danke für die guten Wünsche. Das hat weniger mit Trauer zu tun, als dass ich gewisse Wertvorstellungen habe und in der Tat unangenehme Erfahrungen auf dem Friedhof sammeln musste. Ich bin etwas traurig darüber, dass sich viele Menschen auf einem Friedhof nicht mehr benehmen können. An meinen Vorstellungen halte ich fest, wenn du gestattest. Dir abschließend auch die besten Wünsche und mögest du nie eine andere Verbindung zum Friedhof bekommen, als hier unter Flutlicht-Beleuchtung, Sport treiben zu wollen. Alles Gute
am 13. Jun. 2019
um 22:15 Uhr
Der Trend der Zeit
Der Beitrag ist nur scheinbar überzeichnet, er stellt recht gut den Trend der Zeit dar, überall eine "Eventkultur" zu etablieren. Ich würde mir wünschen, dass Friedhöfe einfach so bleiben, wie sie sind - auch wenn so etwas anscheinend nicht zeitgemäß ist.
am 16. Jun. 2019
um 13:50 Uhr
Trauer braucht Orte
Die Trauer braucht Raum, und einer dieser Räume ist der Friedhof. Eine Profanisierung und "Bespaßung" dieses Ortes kann einem vielleicht nur in den Sinn kommen, wenn man noch keinen schmerzlichen Verlust erleben musste.
Deshalb kann ich diesen Beitrag nur unterstützen. Kunst und Kultur, die sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzt könnte ich mir gut vorstellen und auch Begegnungsmöglichkeiten, (Trauer)-Cafe etc. fände ich schön.
Leben und Sterben gehören zusammen, es müsste also nicht immer auch was "trauriges" sein.