Auto-arme/autofreie Infrastruktur schaffen

Neben einer Kita werden in dem Teil Mülheims dringend Einkaufsmöglichkeiten benötigt, die fußläufig zu erreichen sind. Andernfalls wird es eine Zunahme an Autoverkehr im Stadtteil geben, wobei die Zunahme in den letzten Jahren (exkl. Pandemiezeitraum) bisher von Politik und Verwaltung ignoriert bzw. keinerlei Maßnahmen entwickelt wurden, um gegenzusteuern.

Wenn ein weiteres Quartier entwickelt wird, erwarte ich als Bürgerin, dass ganzheitlich und klima-sensibel geplant und gedacht wird. Und das ist kein Parkleitsystem und kein großes Auto-Parkhaus.

- Welche Stadtbahn/Buslinie soll das Quartier mit den Einkaufsmöglichkeiten in Mülheim verbinden?
- Wie signalisieren Sie den privat Wohnenden und Gewerbetreibenden, dass es sich um ein autofreies Quartier handelt (siehe Clouth-Gelände)?
- Wann erhält Mülheim ein Verkehrskonzept, das den Radverkehr, Fußgänger, Lärm- und Gesundheitsschutz endlich priorisiert?
- Wie kann dieses Projekt genutzt werden, um endlich mit der Umverteilung des öffentlichen Raums hin zu Fahrrad, ÖPNV und Fußgänger zu beginnen?

Freundliche Grüße
Nadine Brockel

Kommentiert durch die Verwaltung:

Sehr geehrte Frau Brockel,

Das „Otto-Langen-Quartier“ ist ein wichtiger Bestandteil der Gesamtentwicklung im Mülheimer Süden. Ziel ist es, ein neues gemeinwohlorientiertes, gemischt genutztes urbanes Gebiet unter Berücksichtigung des industriegeschichtlichen Erbes, zukunftsorientierter Mobilitätsformen und einer klimagerechten städtebaulichen und freiräumlichen Gestaltung zu entwickeln.

Im Rahmen des Planungsprozesses wurden bereits für den Gesamtraum Mülheimer Süden ein Verkehrs- und ein Mobilitätskonzept erstellt, die als Grundlage für die weitere Entwicklung der einzelnen Teilbereiche dienen.

Diese Konzepte sehen den Ausbau einer neuen Stadtbahntrasse über die Deutz-Mülheimer Straße zwischen der Messe im Süden und dem Wiener Platz im Norden vor und schaffen so eine Anbindung an die bestehenden Einkaufsmöglichkeiten in Mülheim. Die Planungen zur Umsetzung der Trasse haben bereits begonnen.

Aufbauend auf den vorhandenen Verkehrs- und Mobilitätskonzepte für den Gesamtbereich Mülheimer Süden wird im Bebauungsplanverfahren für das Otto-Langen-Quartier ein  Verkehrs- und ein Mobilitätskonzept als wichtiger Bestandteil der Planung erstellt. Es sollen neue zukunftsorientierte Möglichkeiten alternativer Mobilitätsformen, etwa die Einrichtung einer Mobilstation (z.B. mit Carsharing, Leihfahrräder, etc.), aufgezeigt und vorgeben werden. Ein Fuß- und Radwegenetz sichert kurze Wege im Quartier und verbindet das Areal besser mit dem Stadtteil und den anderen Quartieren und schafft eine Durchlässigkeit des Gebietes zum Rhein.

Es ist nicht geplant das Otto-Langen- Quartier als komplett autofreies Quartier zu entwickeln. Es wird ein innovativer Umgang mit dem Thema Mobilität angestrebt, zukunftsorientierte Mobilitätsformen sollen etabliert und gefördert werden. Ziel ist es, die Flächen im Plangebiet für den motorisierten Individualverkehr, auch den ruhenden Verkehr, möglichst gering zu halten und die Aufenthalts-, Freiraum- und Grünqualitäten im Quartier deutlich zu stärken und ein qualitätsvolles und gesundes Wohn- und Arbeitsumfeld zu schaffen.

Mit der Idee der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs, der Schaffung von neuen Mobilitätsformen, des Ausbaus der Fuß- und Radwegeverbindung  und der Schaffung qualitätsvoller Grün- und Freiflächen wird im neuen Quartier ein wichtiger Beitrag zur Umverteilung des öffentlichen Raumes im Mülheimer Süden geschaffen.

Viele Grüße

Ihr Stadtplanungsamt

Kommentare

Autofreies Verkehrskonzept

Das Anliegen von Frau Brockel, das Gebiet autofrei zu entwickeln, unterstütze ich. Von dort ist man mit dem Rad schnell am Wiener Platz, in Deutz und in Mülheim. Ergänzt wird eine größere Car-Sharing-Station benötigt. Eine Kooperation mit Cambio Carsharing dürfte einrichtbar sein. Außerdem muss die Anbindung mit Bus und Bahn natürlich deutlich verbessert werden. Das kommt auch den umliegenden Gebieten sehr zu gute. Warum die Stadt Köln nicht den Mut und die Weitsicht hat, autofrei zu planen, erschließt sich mir nicht. In der Antwort der Stadtverwaltung konnte ich dazu keine Gründe finden. Die Lage des Quartiers ist sehr gut und könnte beispielhaft zeigen, wie schön auch rechtsrheinisch autofreie Quartiere sein können.

Einkaufen fußläufig ermöglichen

Noch ein Einwand an die Stadtverwaltung: Sie schreiben, dass die Anbindung an Einkaufsmöglichkeiten durch die neue Stadtbahn (irgendwann) gegeben sei. Bitte beachten Sie, dass es ein hohes Maß an Lebensqualität und Vermeidung von Wegen und Emissionen bedeutet, wenn man fußläufig einkaufen kann. Es ist unrealistisch, dass Menschen mit der Straßenbahn zum einkaufen fahren, Ihre Planung lässt mehr Autoverkehr befürchten. Achten Sie also darauf, dass im neuen Quartier Dinge des täglichen Bedarfs (Lebensmittel, Apotheke, …) zu Fuß zu erreichen sind.