Achtsamkeit und Respekt bitte!
Trauern an einem besonderen Ort der Achtsamkeit, des Respekts und der Ruhe ist unglaublich wichtig und bedeutet ein hohes und schützenswertes Gut.
Warum wundert mich diese Idee der Stadt Köln der “Friedhöfe für alle“ nicht? Weil ich leider schon allzu oft den Respekt und die Achtsamkeit den Menschen und der Natur gegenüber von Seiten der Friedhofsmitarbeiter vermisst habe. Da wird schon mal auf dem Grab herumgetrampelt, oder mit dem Rasenmäher halb drüber gefahren, weil man nicht “erkennt“, dass es ein Grab ist (?!). Oder da werden Bäume und Büsche nicht zurück geschnitten, sondern Teile des Friedhofs werden durch Abholzung in ein Trümmerfeld verwandelt. Nicht nur Tieren, sondern auch Angehörigen wird dadurch ein Raum genommen, der Schutz bedeutet.
Deshalb wünsche ich mir mehr Verständnis und Achtsamkeit für die Natur. Auch mehr blühende Wiesen oder Obstbäume, dafür weniger “Ordnung“.
Dann wird auch schon mal lauthals und ausgiebig telefoniert. Nicht nur vom Personal, auch - und vor allem - von Besuchern. Und ich stelle mir vor, dass man auf dem Weg zum “Yoga auf dem Friedhof“ noch schnell den Mann, die Kollegin, oder die Ehefrau anruft, nur um mitzuteilen, dass die Bahn ja wieder 3 Minuten Verspätung hatte. Und weil die Verbindung nicht gut ist, muss man leider laut rufen. Wo man sich befindet, interessiert telefonierende Menschen meistens nicht. Da macht der Friedhof keine Ausnahme. Davor hätte ich Angst und davor, dass besagte Yogagruppe auf der Wiese neben dem Grab meines Sohnes “turnt“. Ich fände das unerträglich. So finden wir keinen Weg mit Tod und Trauer in dieser Gesellschaft anders und offener umzugehen. Gespräche, Anteilnahme, Fragen, auch lachen oder singen, gemeinsam essen, an die Toten denken, die wir haben, über sie erzählen, wer sie waren, wer wir durch ihren Tod heute sind - all das wäre vielleicht für viele Hinterbliebene sehr hilfreich und unterstützend. Dem, so finde ich, sollte Raum gegeben werden. Vielleicht ein “Erzählcafe“. Aber vor allem eins: Ruhe und Rückzugsmöglichkeit. Friedhöfe brauchen Frieden für Mensch, Tier und Natur.
Kommentare
am 28. Jun. 2019
um 22:26 Uhr
Meine vollste Zustimmung
Hallo Frau Hilz,
danke für Ihren Kommentar! Sie haben es auf den Punkt gebracht.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Gotthardt